Tierpolitik-Barometer 2021
Der gesellschaftliche Wunsch nach mehr Tierschutz ist seit langem bekannt. Doch die Mehrheit der deutschen Bevölkerung bezweifelt, dass die Interessen der Tiere in der Politik auch ausreichend berücksichtigt und vertreten werden; vielmehr ist den meisten sogar unklar, wer eigentlich Tiere politisch bei Entscheidungen vertreten soll. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die das Sinus-Institut im Auftrag von Animal Society durchgeführt hat.
Unsere erstes Tierpolitik Barometer untersuchte 2021 mittels repräsentativer Umfrage, welche Wünsche Bürger*innen hinsichtlich der politischen Vertretung von Tieren haben; sie legt gesellschaftliche Forderungen an eine zukünftige Tierhaltungs- und Tierschutzpolitik offen.
Mehrheit der Menschen in Deutschland für effektive Vertretung tierlicher Interessen in der Politik
Zusammenfassung der Ergebnisse
Nach wie vor ist nicht geregelt, wer die Bedürfnisse und Interessen von Tieren bei demokratischen Entscheidungen vertreten soll – ein schwerwiegendes Problem in unserem repräsentativen System, das erstaunlicherweise noch wenig Beachtung findet.
Doch genau dies fordert eine Mehrheit der Menschen in Deutschland – wie eine repräsentative Umfrage des Sinus-Institutes zeigt. Die von Animal Society beauftragte Umfrage des Sinus-Institutes stellt fest, dass die Bevölkerung eine stärkere Beachtung der Interessen von Tieren in der Politik für dringend notwendig erachtet. Wie der Koalitionsvertrag von SPD, Bündnis 90/ Die Grünen und der FDP 2021 zeigte, scheint auch die Politik den aktuellen Mangel anzuerkennen. Denn nach Forderungen von Tierschutzverbänden hat die Ampel-Koalition die Schaffung der Stelle einer*s Tierschutzbeauftragten in Aussicht gestellt.
Doch dies ist noch lange nicht genug, wie die Ergebnisse der Analyse “Tier(schutz)politik im Spiegel der Gesellschaft” zeigen:
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75% der Befragten sprechen sich für einen grundlegenden Wandel in der Tierhaltung aus.
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Zwei Drittel der deutschen Bevölkerung sieht die Belange von Tieren in der Politik aktuell nicht ausreichend vertreten. Mehrheitlich erkennen die Befragten an, dass vor allem in der Nutztierindustrie gehaltene Tiere verstärkten Schutz benötigen.
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Den meisten Befragten ist unklar, wer die Interessen der Tiere vertritt: Politiker*innen tun dies in den Augen der meisten Befragten nicht oder nur bedingt. Die Rolle der politischen Vertretung wird mehrheitlich zivilgesellschaftlichen Tierschutz- und Tierrechtsvereinen zugeschrieben.
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Mehr als zwei Drittel der Befragten glaubt, dass die Politik nicht ausreichend Transparenz über die Folgen der Tierhaltung (für die Tiere, Umwelt und die menschliche Gesundheit) schafft.
Die Analyse entstand im Rahmen unserer Kampagne “Für eine politische Vertretung von Tieren”. Diese sollte erste Schritte hin zu einer angemessenen politischen Repräsentation von Tieren auf den Weg bringen. Trotz Staatsziel Tierschutz leiden in Deutschland täglich Millionen von Tieren aufgrund Vernachlässigungen, unzureichender Gesetze und einem massiven Vollzugsdefizit.
Deshalb fordert Animal Society im Rahmen der Kampagne #tiereinsparlament unter anderem die langfristige Herauslösung der exekutiven Tierschutzarbeit aus dem Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in eine unabhängige Institution. Über 50.000 Menschen haben unsere Petition bereits unterschrieben. Sie alle wünschen sich einen grundlegenden Wandel und sprechen sich für einen dringende Verbesserung der Lebensbedingungen von Tieren aus.